Es war eine Vernissage der ungewöhnlichen Art, die am 6. Oktober in Bonn stattfand: Künstler*innen mit Aphasie aus Bonn und Waldbreitbach stellten im Haus St. Agnes ihre Bilder vor, die sie in Kursen und Workshops unter Leitung der Kunsttherapeutin und Künstlerin Ulla Hieronymi-Pinnock erarbeitet hatten.
Die Kurse wurden vom Aphasie-Regionalzentrum Köln-Bonn e. V., angeboten; die Workshops, die finanziell durch die AOK Rheinland/Hamburg gefördert wurden, hatte die Aphasie-Selbsthilfegruppe Bonn organisiert.
Wenn die Sprache teilweise oder ganz verloren gegangen ist, sucht man nach anderen Wegen, sich mitzuteilen. Eine Möglichkeit bietet das Malen.
"Viele Menschen mit Aphasie finden gerade durch die Malerei ein neues Hobby, das ihnen hilft, neue Würde zu bekommen", sagt Frau Hieronymi-Pinnock.
Die kreative Arbeit hilft dabei, die eigenen Fähigkeiten und Stärken Schritt für Schritt wieder zu entdecken. „Die Welt der Sprache ist von gnadenlosem Tempo geprägt. Die Malerei und das Gestalten hingegen holen uns in die Gegenwart, in der jeder Einzelne sein ganz persönliches Tempo bestimmen kann.“ So Susanne Okreu, Leiterin des Aphasie-Regionalzentrums KölnBonn e. V.
In vielen gemeinsam verbrachten kreativen Stunden sind die eigenen Gedanken, Träume und Wünsche in Farbe umgesetzt worden und in einen Dialog mit dem Künstler getreten. Dies war dann wiederum oftmals der Auslöser für Gespräche mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kurses oder des Workshops.
In farbenfrohen Bildern haben Künstler*innen ihre Gefühle zum Ausdruck gebracht. „Denn hinter jedem Kunstwerk steckt eine Seele.“ wie Sabine Gärtner, Leiterin des Hauses St. Agnes, in Ihrer Rede am Tag der Ausstellungseröffnung so treffend formulierte. In der Gemeinschaft mit den anderen Bildern entfaltet jedes Kunstwerk nochmals eine ganz andere Wirkung.
Die Ausstellung "Farbensprache“ kann im Haus St. Agnes in der Graurheindorfer Straße 151
noch bis Mitte März 2019 täglich von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.
Danach werden die Teilnehmer*innen der Würzburger Aphasietage vom 21. bis 23. März 2019 Gelegenheit haben, die Bilder in der Würzburger Universität zu besichtigen und sich mit einigen der Künstler*innen auszutauschen.
Dr. Claudia Niederer